Leben ist Weitergehen
Ein Leben als Weitergehen. Eier legen. Jub-di-du und Tri-li-li, es spielt doch die Musik. Was hast du denn, was ist denn los? Nun mal hinterher und nicht so traurig, sieh doch mal genauer hin: das Huhn, das Eier legt, schlägt vor Glück nur Purzelbäume.
Der Weg ist das Ziel. Das hast du gehört, sehr oft gehört. Würden so viele Menschen so oft lügen? Nein, da ist was Wahres dran. Da muss etwas Wahres dran sein. An allem ist was Wahres dran, selbst an der Lüge. So viele Menschen würden nicht lügen oder einer Lüge folgen, und hat nicht Dingens gesagt:
Man kann das ganze Volk eine Zeit lang täuschen und man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, aber man kann nicht das ganze Volk die ganze Zeit täuschen.
Und der wird ja wohl gewusst haben, wovon er spricht, immerhin wurde er für das, was er glaubte und wusste, erschossen.
»Menschen mit einer Marketing-Charakterstruktur haben kein Ziel, außer ständig in Bewegung zu sein und alles mit größtmöglicher Effizienz zu tun. Fragt man sie, warum alles so rasch und effizient erledigt werden muß, erhält man keine echte Antwort, nur Rationalisierungen wie: „Um mehr Arbeitsplätze zu schaffen“ oder „Damit die Firma weiter expandiert.“ Philosophischen oder religiösen Fragen, etwa wozu man lebt und warum man in die eine und nicht die andere Richtung geht, bringen sie (zumindest bewußt) wenig Interesse entgegen. Sie haben ihr großes, sich ständig wandelndes Ich, aber keiner von ihnen hat ein Selbst, einen Kern, ein Identitätserleben. Die ‚Identitätskrise‘ der modernen Gesellschaft ist darauf zurückzuführen, daß ihre Mitglieder zu selbst-losen Werkzeugen geworden sind, deren Identität auf ihrer Zugehörigleit zu Großkonzernen (oder anderen aufgeblähten Bürokratien) beruht. Wo kein echtes Selbst existiert, kann es auch keine Identität geben.«
(Fromm, Haben oder Sein, 30. Aufl. 2001, 142f.)