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#13 ehrgeiz_g

Noch klatschten wir nicht, der Trick war nicht beendet. Wie Kinder in der Erwartung des Zaubers. Ja, immer im Warten auf den Zauber: Die Verzauberung des gewöhnlichen Objekts. Dass etwas leuchte und nicht erlaube, wegzusehen, ganz gebannt und stumm und staunend. Man würden sehen, aber den Augen nicht trauen.

Bisher blieb es beim Staunen über den Aufwand: Er hatte sich ins Zeug gelegt, mit Umhang, falschem Bart und aufwändigen Apparaten. Er gab sich Mühe, der Schweiß perlte, die Hände stürmten hin und her, vermutlich ein Streitwagenherz. Die Bühne gewöhnlich, wie jede andere, ebenso die Zuschauer; es gibt keine anderen und keinen Trost darin, selbst so zu sein, ob Zauberer oder Zuschauer, Zuschauer seiner Selbst, wenn man zu zaubern versucht. Hauptziel: Zaubern oder dem Zauber beiwohnen. Hauptsache: kein gewöhnliches Objekt.

Wir waren keine Zauberer, zumindest nicht auf der Bühne. Wir wollten staunen lassen, ja, aber nicht vor aller Augen. Wir wollten nicht vor aller Augen in einen präparierten Hut greifen, bang auf mehr oder weniger almosenverdächtigen Applaus warten, immer in der Schrecksekunde leben. So tun, als wären wir Zauberer. Das Bedürfnis fehlte uns, nein, streich das, der Trieb, der Antrieb, die nervensystemumgreifende Voralleweltschöpfungsmechanik. Wir wollten nicht „Markt“ schreien, nicht feilschen, verfälschen, betteln, flehen, mit faulen Fischen herumwedeln oder Scheiße in Wein verwandeln. Wir wollten den Zauber in die Dinge, in die Menschen, in die Welten sehen: Lieben also: etwas in einen hineinsehen, sich sozusagen einzaubern, d.h. den Zauber in den gewöhnlichen Menschen hineinsehen, ihn so verwandeln und letztlich durch ihn uns selbst, ihn und uns mit dem Außergewöhnlichen versehen. Ja, zaubern, aber ohne leeren Hut und Taschenspielertricks und gierige Zuschaueraugen. So standen wir nie auf der Bühne. Er guckt zum Bühnenzauberer, dessen Trick noch lebenslänglich dauert: weil wir geliebt wurden, mussten wir nichts beweisen. Aber Ehrgeiz zaubert noch, er will Applaus, Beweise und die Liebe aus Hüten oder zuschauenden Augen.