Keine Zeit für Sachverhalte, nur Gefühle und Verhalten.
ALLES
(WAS DU BRAUCHST)
IST EINE MEINUNG.
Tatsachen erschweren nur das Verurteilen.

Meinungen aus Herzblut
Also du willst diskutieren. Über ein Thema, das dir am Herzen liegt. Natürlich hat man zu solchen Themen eine Meinung, man hat ja ein Herz. Ohne Herz hätte man ja keine Meinung, darum sagen viele ja auch: Nun nimm dir doch mal ein Herz oder Hab doch ein Herz oder Nimm dir das doch mal zu Herzen. Wenn man dann also ein Herz hat oder sich etwas zu diesem genommen hat, dann braucht man offensichtlich Herzblut. Denn wie würde das Herz sonst schlagen, wenn nicht dank Herzblut. Herzblut ist aber nicht nur die Bedingung für das Herz, sondern auch für die Meinungen, die am Herzen liegen. Ohne Herzblut weder Herz noch Meinungen, die am Herzen liegen. Meinungen vertritt man mit Herzblut, wenn man genug davon hat. Es ist dementsprechend nicht verwunderlich, dass man vom eingesetzten Herzblut für eine Meinung auf das dahinter schlagende Herz schließt: Je mehr Herzblut, desto größer das Herz. Und hat ein großes Herz, hat nicht das größte Herz mit seiner Meinung Recht?

KRITIK DER WAHRHEITSIDEE
Abschnitt aus: Heinz von Foerster und Bernhard Pörksen: Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners. Gespräche für Skeptiker. Heidelberg: Carl Auer, 7. Aufl. 2006. S. 34f.:
Bernhard Pörksen: Übersieht diese Kritik der Wahrheitsidee nicht ein grundsätzliches Bedürfnis? Menschen kommen doch gar nicht ohne die Sehnsucht nach etwas Endgültigem und Fraglosem aus. Sie brauchen die Sicherheit des Absoluten.
Heinz von Foerster: Für mich ist diese Sicherheit des Absoluten, die einem Halt geben soll, etwas Gefährliches, das einem Menschen die Verantwortung für seine Sicht der Dinge nimmt. Mein Ziel ist es, eher die Eigenverantwortung und die Individualität des einzelnen zu betonen. Ich möchte, daß er lernt, auf eigenen Füßen zu stehen und seinen persönlichen Anschauungen zu vertrauen. Mein Wunsch wäre, dem anderen zu helfen, seine ganz eigenen Vorstellungen, seine eigenen Gedanken, seine Sprache zu entwickeln, ihm zu helfen, seine Beobachtungsgabe zu schärfen, seine eigenen Augen und Ohren zu benutzen. Natürlich gibt es Menschen, die davon nichts wissen wollen und meinen, nicht ohne ein Dogma auszukommen, das ihnen vorgibt, wie sie zu sehen, zu hören und zu sprechen haben. Das sind Monotänzer, mit denen man keinen gemeinsamen Tanz, keinen gemeinsamen Dialog beginnen kann. Sie nehmen die Einladung nicht an, über diese Dinge zu sprechen, denn sie wissen ja bereits alles, sie kennen die Ergebnisse. Aber das ist nicht mein Problem, wenn ein anderer sich in die Blindheit gegenüber der Vielzahl der Möglichkeiten flüchtet; damit muß dieser Mensch selbst fertig werden. Ich würde niemals versuchen, ihn zu überzeugen.
Bernhard Pörksen: Manche Menschen empfinden Ihre Thesen zweifellos als eine Provokation. Vor einigen Jahren ist einmal in einer christlichen Wochenzeitung ein Interview mit Ihnen erschienen, das eine ganze Reihe erboster Leserbriefe provoziert hat: Viele der Briefeschreiber fühlten sich ganz offensichtlich durch diesen Abschied von einem Wahrheitsideal, das auch im Zentrum religiöser Vorstellungen steht, verletzt. Einer der Schreiber nannte Sie „den großen Verwirrer“. Das ist ein Bibelzitat: Die Rolle des großen Verwirrers spielt der Teufel.
Heinz von Foerster: Nun, das klingt ja wenig schmeichelhaft. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, daß ich eine etwas andere Vorstellung vom Teufel habe. Der Teufel ist für mich nicht der große Verwirrer, sondern der große Vereinheitlicher: Er versucht, die verschiedenen Ansichten zu homogenisieren, bis alle dasselbe denken, glauben und tun. Das ist das eigentlich Gefährliche. Der Verwirrer erweitert dagegen das Blickfeld, er eröffnet neue Möglichkeiten und macht die Fülle sichtbar. Ich kann den Verfasser dieses Briefes beruhigen: Es ist ein guter Geist, der verwirrt.“

Die Gnade der Ambivalenz
Wir hatten uns nicht entscheiden müssen, das ewige Entwederoder blieb uns erspart und so blieben wir, solang es irgendwie ging: beides gleichzeitig. Mal das eine, mal das andere, immer bemüht, beides im Gleichgewicht zu halten und nie das Eine oder das andere Eine triumphieren zu lassen.

Poetik des Kommentars
Keine Zeit für eine Poetik des Kommentars.
Die Poetik des Kommentars

„Der Status der Wahrheit im objektiven Sinn als Übereinstimmung mit den Tatsachen und ihre Rolle als regulatives Prinzip läßt sich mit einem Gipfel vergleichen, der meist von Wolken verhüllt ist. Der Bergsteiger wird nicht nur Schwierigkeiten haben, hinaufzugelangen – er wird nicht einmal bemerken, wenn er dort angekommen ist, denn in den Wolken kann er womöglich nicht zwischen dem Hauptgipfel und einer Nebenspitze unterscheiden. Die objektive Existenz des Gipfels wird dadurch jedoch nicht berührt; und wenn uns der Bergsteiger erzählt, >ich zweifle, ob ich den wirklichen Gipfel erreicht habe<, dann erkennt er implizit das objektive Vorhandensein des Gipfels an. Schon die bloße Vorstellung von Irrtum oder Zweifel (im ganz normalen Sinn) impliziert die Idee einer objektiven Wahrheit, die wir möglicherweise nicht erreichen.
Obwohl es für den Bergsteiger vielleicht unmöglich ist, jemals ganz sicher zu sein, daß er den Gipfel erreicht hat, so kann er doch oft leicht erkennen, daß er ihn nicht (oder noch nicht) erreicht hat – zum Beispiel dann, wenn er durch eine überhängende Wand zur Umkehr gezwungen wird. Ähnlich wird er Fälle geben, wo wir ganz sicher sind, daß wir die Wahrheit nicht erreicht haben. In diesem Sinne ist Kohärenz oder Widerspruchsfreiheit kein Kriterium der Wahrheit, und zwar deshalb nicht, weil selbst nachweislich widerspruchsfreie Systeme tatsächlich falsch sein können, aber Inkohärenz und Unvereinbarkeit sind Kriterien der Falschheit; mit etwas Glück können wir auf diese Weise die Falschheit einiger unserer Theorien aufdecken.“
Karl R. Popper: Wahrheit und Annäherung an die Wahrheit (1960). In: Ders.: Lesebuch. Ausgewählte Texte zu Erkenntnistheorie, Philosophie der Naturwissenschaften, Metaphysik, Sozialphilosophie. Hrsg. v. David Miller. Tübingen: Mohr Siebeck, ²2010. S. 164-184. Zitat: S. 170.
ÜBER DIE HUREN

Your love gives me such a thrill
But your love won’t pay my bills
I want money
That’s what I want
That’s what I want
Money don’t get everything it’s true
But what it don’t get I can’t use
I want money
Adresse: Bordstein 69
Telefon: 0800 – 666 – xxx
Email: dietotalenhuren@gmail.com
DAS LETZTE
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22/04/2018 0
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